Dieser Tage sind Briefe ja ein wenig aus der Mode gekommen, wenn man nicht gerade angehender oder ausfliegender Erpresser ist. Sie erfordern einfach Zeit und auch etwas Mühe. Nicht selten ist es leichter den neuesten spitzohrigen Anti-Emotioncon der Vulkanier über Subraum nach Hause zu schicken, wo Freunde und Verwandte dann raten können, was es denn damit auf sich hat und überhaupt bedeuten soll, denn die Spitzohren schauen ja immer irgendwie gleich aus und drein. Wenn also schon Brief, dann aus gutem Grund und vor allem mit Sorgfalt und natürlich mit ein wenig Spitzohr, nur zum würzen.
Wobei ich gestehen muss, das Briefe schreiben auch technisch nicht einfacher geworden ist. Zuerst mal einen antiken Stüft (oder wie das heisst) kaufen, Papier replizieren (mein erster Versuch wurde vom Replikator missverstanden und förderte eine Rolle Toilettenpapier zu Tage, verlangen sie also präzise „SCHREIBFÄHIGES-Zellulose Papier, Replikatorkürzel EXO-238.391) und schließlich kam mein letzter Brief auch noch zurück, weil, wie sich herausstellte es nicht sehr klug war die isolineare Marke anzulecken bevor ich sie aufklebte.
Vor ähnlichen Problemen steht gerüchteweise auch ein Spitzohr auf der von Vulkan abgewandten Seite der Galaxie, in der Ödniss und Weite des fernen Alls, kurz USB Atlantis genannt. Wie mir Frau Ibanis unter dem Siegel absoluter Vertraulichkeit mitteilte versucht sie seit Wochen das letzte Wagnis, die ultimative Grenze und überhaupt das Abenteuer ihres Lebens schlechthin anzugehen: Sie möchte einen Brief schreiben.
Und ist bereits von Anfang an von der vollen Härte obiger Probleme getroffen. Noch bevor auch nur ein Buchstabe aufs Papier geflossen oder ins Padd gerubbelt wurde, noch bevor eine Silbe ein gutturales romulanisches ‚mau oder ein klingonischen Quach‘ röchelt, flüstert oder säuselst, steckt sie bis über beide spitze Ohren (die sie neuerdings gerne versteckt) inmitten von 3000 Jahre Schreibgeschichtlicher Probleme.
An der Stelle sollte nun eine Abhandlung über die Vorzüge von Ton und Keilschrift folgen, die jedoch meine Redaktion eh nicht abdrucken, sondern mich eher abdrücken würde. Um derartigem vorzeitigen Abgängen vorzubeugen und natürlich auch um weiterhin in Ruhe ein wohlwollendes Auge in die Intimsphäre des blonden Fräuleins am Rande der Galaxie zu werfen, werde ich zu ihren und meinen Gunsten noch davon absehen mit derart unbeliebt zu machen. Vielleicht aber beim nächsten Mal. Möglicherweise kann ich ihnen dann auch schon berichten dass Lt. Sela Ibanis bereits einen ersten Satz fertig gestellt hat. Zu wünschen wäre es ihr allemal. Möglicherweise werde ich bis dahin auch den geheimnisvollen Adressaten ermittelt haben, der derart schwierige Kommunikation erforderlich macht. Drücken sie mit mir also alle Daumen, die sie selber gerade nicht zum Briefe schreiben benötigen, für Ms. Ibanis.
Bis dahin verbleibe ich, wie immer mit Grüssen, ihr absolut verschwiegener
Mr. Ta’Blac
PS. Besagte Dame schuldet mir auch noch ein Foto in Ausgehuniform. Lege ich ihre derartige Brief-Schreibgeschwindigkeit zu Grunde, bin ich sehr froh, dass meine Spezies über hundert Jahre alt werden kann, ich werde es brauchen.
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