Interview der Prawda mit Commander Solowyov

Es ist uns wirklich gelungen den neuen Kommandanten der noch viel neueren USS Galathea für ein paar private Worte aus der Menge zu locken. Wie schon angekündigt haben wir ein ganz privates Interview mit Commander Aleksander Solowyov geführt. Natürlich wurde dieses Gespräch im Vorfeld von dem Pressesprecher der Sternenflotte genehmigt und ein paar geheime Informanten haben mir bestätigt, dass mein Wunsch auch von ihm mit der nötigen Wichtigkeit ausgestattet wurde. 
Fast wie ein Wunsch zu Kindergartenzeiten, der erst dann wirklich ernst genommen wurde, wenn die Kindergartentante ihn mit zwei goldenen Fleißsternchen gekennzeichnet hat.
Wie es nun genau zu diesem Interview kam und welche Hintergedanken seitens der Sternenflotte dabei mitschwammen, vermag ich nicht zu sagen, was ich jedoch sagen kann, ist das Commander Solowyov ein fähiger Sternenflottenoffizier ist mit russischen Wurzeln und einer starken Liebe zu seiner Familie. 
Wir haben uns in privatem Umfeld im Hilton Hotel im San Franzisco getroffen und konnten unser Gespräch mit wundervoller Aussicht auf einem Balkon im 23ten Stock mit heimeligem Ambiente führen. Der Sternenflotte war nicht einmal ein 4 Gänge Frühstück mit den feinsten französischen Köstlichkeiten zu teuer.
Aber das Essen wird von meinem Kollegen in einer anderen Kolumne bewertet, die ich hier nur am Rande erwähnen möchte, wenn sie kulinarische Bewertungen von Restaurants in der gesamten Galaxis verfolgen wollen und dabei eine vernichten ehrliche Meinung bekommen wollen, dann sollte sie seiner wöchentlichen Kolumne „Wie die Galaxis speist“, folgen.
Prawda: 
„Commander Aleksander Solowyov, vielen Dank das sie sich für ein Interview zur Verfügung stellen. Ich bin mir sehr sicher, dass es bei Ihnen und ihrer Familie gerade jetzt ein wenig stressig zugeht. Deswegen wollen wir den Termin auch so knapp wie nur möglich gestalten und ich komme direkt zu meiner ersten Frage, was ging Ihnen durch den Kopf als ihnen das Kommando angeboten wurde?“
Cmdr. Solowyov:
„Vielen Dank, dass ich hier sein kann. Die Sternenflotte fühlt sich in ihren Statuten der Offenheit und Transparenz verpflichtet und so ist es selbstverständlich für einen Offizier, sich auch den Fragen der Presse zu stellen. Sie haben natürlich Recht, dass es viel zu tun gab und gibt – und ich wünschte, ich könnte sagen, dass ich mich gleich mit vollem Elan in die Aufgabe gestürzt und sogleich die ersten Probleme gelöst hätte. Allerdings war ich zuerst ebenfalls sehr überrascht von dem Angebot. Ich glaube, ich muss im ersten Moment sehr verblüfft geschaut haben. Doch freue ich mich mittlerweile sehr auf die Aufgaben, die vor mir liegen.“
Prawda:
„Die Rede des Admirals und natürlich ihre eigene waren sehr beeindruckend. 
Dennoch hat es etliche überrascht das man sie mit dem Kommando der Galathea betraut hat. Soweit wir informiert sind, waren Sie zwar lange Jahre bei Starfleet Operations tätig und Sie haben sogar vor einigen Jahre das Angebot eines eigenen Kommandos abgelehnt. Warum also gerade jetzt die Galathea?“
Cmdr. Solowyov:
„Nun, warum es genau die Galathea ist, die man mir angeboten hat, sollten Sie vielleicht das Flottenkommando fragen“ Der Mann zeigt ein feinsinniges Lächeln und legt eine kurze Pause ein. „Wenn Sie meinen Werdegang betrachtet haben, wissen Sie sicherlich, dass ich vor meinem Wechsel in die Missionskontrolle bereits erste Kommandoerfahrungen als Zweiter Offizier sammeln konnte und nach einem Kommandolehrgang bereits als Erster Offizier für eine Einheit vorgesehen war. Der Wechsel zu Starfleet Operations geschah dann aus familiären Gründen. Doch auch beim Flottenkommando habe ich ja von Anfang an Verantwortung übernommen und habe Personen geführt. Wie Sie selbst sagen, hielt man mich bereits 2411 bereit für ein eigenes Kommando, allerdings gab es auch zu diesem Zeitpunkt familiäre Umstände, die dies verhindert haben. Nun, dieses Mal hat sich diese Situation verändert und man könnte vielleicht sagen, dass die Zeit einfach reif dafür war. Vermutlich spielt auch die aktuelle Personaldecke der Flotte und der erhöhte Bedarf an erfahrenen Offizieren eine Rolle. Alles in Allem fühle ich mich durch meine verschiedenen Tätigkeiten an Bord von Raumschiffen, im Flottenkommando und in der Zusammenarbeit mit dem Diplomatischen Dienst der Sternenflotte gut gerüstet für dieses Kommando. Zumal mir auch einige sehr fähige Offiziere zur Seite stehen werden.“
Prawda:
„Admiral Stierer ist ein guter Freund von ihnen. Hat diese Freundschaft etwas mit ihrer Ernennung zu tun?“
Cmdr. Solowyov:
„Diese Frage, in dieser Form, kann – kurz beantwortet – leicht zu einem falschen Bild führen. Gestatten Sie daher, dass ich differenziert antworte.“ Commander Solowyov wirkt ernst, seine Stimme bleibt ruhig und wird sehr sachlich. „Die Sternenflotte legt bei der Wahl eines kommandierenden Offiziers für eine Einheit sehr hohe Maßstäbe an, die wohl definiert sind und durch verschiedene Kontrollinstanzen geprüft und bewertet werden. Wenn ein Offizier zum kommandierenden Offizier einer Einheit bestimmt wird, dann weil er nicht nur subjektiv, in den Augen weniger, sondern nach objektiven und festgelegten Maßstäben ausreichend Befähigung sowie ethische und moralische Integrität und soziale Kompetenz mitbringt. Insofern ist es hier nicht relevant, mit wem ich befreundet bin, oder nicht.“ Wieder eine kurze Pause. „Möglicherweise hat meine lange Bekanntschaft und Freundschaft mit Vice Admiral Marcus Stierer, dessen Vorbild mich damals ermutigt hat, der Flotte beizutreten und mit dem ich in den letzten Jahren mehrfach erfolgreich zusammen gearbeitet habe, insofern geholfen, als dass diesem bekannt war, dass ich mich noch immer für ein Kommando interessiere und bereit war und bin, mich den damit verbundenen besonderen Herausforderungen zu stellen, zumindest sofern das Umfeld stimmt. In dieser Hinsicht ist die Sternenflotte aber wie jede Organisation, in der soziale Kontakte gepflegt werden – Offiziere sind keine Roboter, wie Sie sicherlich wissen.“ Cmdr. Solowyov lächelt.
Prawda:
„Bleiben wir bei Freundschaften. Einige der Abteilungsleiter ihrer neuen Schiffes sind ebenfalls mit ihnen befreundet. Sogar die Patentante ihrer Tocher ist an Bord!?  Glauben sie nicht das so etwas eher Unruhe bei dem Rest der Crew verursachen könnte?“
Cmdr. Solowyov:
„Es ist bedauerlich, dass Sie Personen meiner Crew auf die Bekanntschaft zu mir reduzieren. Insbesondere ist dies auch gefährlich, als dass man durch solche Fragen annehmen könnte, es solle eine ‚Vetternwirtschaft‘ suggeriert werden, wo keine ist. Da Sie aber nun gerade dieses Beispiel ansprechen: Die ‚Patentante meiner Tochter‘ ist eine sehr fähige Ärztin, die zuletzt eine hochgeachtete Stellung in einem der Krankenhäuser auf Ganymed bekleidete. Gleichsam war sie früher bereits Teil der Flotte und hat entsprechend eine Ausbildung durchlaufen und Erfahrung mit den Abläufen auf einem Raumschiff. Ich denke, ich muss nicht erwähnen, dass erfahrenes medizinisches Personal dieser Tage stark gefragt ist, noch dazu, wenn es sich um jemanden handelt, der bereits Erfahrungen im Militärdienst besitzt. Insofern bin ich froh, dass ich sie durch den persönlichen Kontakt für die Flotte zurück gewinnen konnte.“
Cmdr. Solowyov trinkt einen Schluck gelben Tees, lehnt sich zurück und überlegt für einen Augenblick, zeigt aber an, dass er noch nicht fertig ist.
„Natürlich besitzt der kommandierende Offizier einer Einheit ein Mitspracherecht bei der Besetzung von wichtigen Positionen an Bord eines Raumschiffs. Dies ist vollkommen natürlich und insbesondere bei länger andauernden Missionen von Wichtigkeit. Auf so einem engen Raum ist eine gute Arbeitsatmosphäre wichtig und das Wissen, dass man mit jemandem erfolgreich zusammen arbeiten kann, weil man dies in der Vergangenheit bereits getan hat, ist wertvoll. Daher habe ich mich bei der Besetzung von Posten auf verschiedene Faktoren gestützt – nicht zuletzt auch bereits vorhandene Arbeitserfahrungen mit der ein oder anderen Person, die nun unter meinem Kommando Dienst tun wird. Vielleicht ist Ihnen, um ein anderes Beispiel zu nennen, auch mein Chefingenieur Lt. jg. Medvedev aufgefallen, dem ich – damals nochals Zweiter Offizier auf der USS Ghandi – die Offiziersausbildung empfohlen habe, welche er mit Bravour abschloss. Umso erfreuter bin ich heute, ihn nun in dieser Position als Offizier an Bord zu wissen.“
Prawda:
„Was erwarten Sie von ihrer Mission und was meinen Sie wie gehen ihre Leute und deren Familie mit der langen Reise um?“
Cmdr. Solowyov:
„Bitte haben Sie Verständnis, dass ich keine Details über die Missionsplanung der Sternenflotte nennen kann. Generell sehe ich dies aber als große Chance sowohl in wissenschaftlicher alsauch diplomatischer Hinsicht. Das Leben an Bord wird, wie immer, sicherlich von Höhen und Tiefen geprägt sein, doch habe ich großes Vertrauen in diese Crew und bin mir sicheren, dass deren Familien dies auch haben können und werden.“
Prawda:
Wie fühlt es sich an ein frisch in Dienst genommenes Schiff zu kommandieren und mit welchen kleinen technischen, oder anderes gearteten Fehlerchen rechnen sie zu Beginn ihrer Mission?
Cmdr. Solowyov:
„In meiner vorherigen Position bei Mission Control habe ich bereits mehrmals die Indienststellung eines neuen Schiffs erlebt. Die USS Galathea ist ein Schiff der Sovereign-Klasse, die ein erprobtes Design ist. Zwar fügt der Nereus-Refit einige Neuerungen hinzu, doch das Ingenieursteam, welches für den Bau des Schiffs verantwortlich war, gilt als sehr erfahren. Ich rechne daher mit ein paar kleineren Wehwehchen, die für ein neu in Dienst gestelltes Schiff üblich sind, aber nicht mit größeren oder auch nur nennenswerten Problemen.“
Prawda:
„Was erwarten Sie für sich selbst von Ihrer Mission?“
Cmdr. Solowyov:
„Eine sehr schöne Fragen. Und sogar eine, die mehrere Dimensionen besitzt. Sagen wir – es ist eine Reise. Und jede Reise verändert einen durch die Erfahrungen, die man macht. Ich werde also aufmerksam sein und schauen, was das Universum bereit hält.“
Prawda:  
„Was meinen Sie bringt diese Mission gerade in der aktuellen politischen Lage? Sie sollen Oktens Wiege erforschen während am anderen Ende der Galaxie der Krieg tobt. Wieso das? Welchen Nutzen verspricht sich die Sternenflotte davon?“
Cmdr. Solowyov:
„Nun ich denke, dass die Leser der Federation Prawda weitreichend gebildet sind, um den Nutzen dieser Reise zu verstehen. Oktens Wiege ist nicht nur ein Gebiet des Alpha Quadranten, dass durch eine Vielzahl von Sternen jedes Alters und vieler anderer stellarer Körper Entdeckungen verspricht, die uns auch in anderen Belangen nützlich sein könnten – es beherbergt auch die wirtschaftlich wie militärisch immer bedeutendere Tzenkethi Allianz, mit der die Föderation bisher nur sehr wenige Abkommen geschlossen hat. Gleichsam ist dieses Gebiet nicht nur für die mit uns verbundene Cardassianische Union oder die Ferengi-Allianz von Interesse, sondern zum Beispiel auch für das Breen Imperium. Die USS Galathea kann mit ihrer Präsenz vor Ort die Lage dort im Auge behalten und die Interessen der Föderation vertreten. Auch wenn das Augenmerk in diesen Zeiten sicherlich mehr an der Grenze zum Beta-Quadranten liegt, sollten wir nicht vergessen, dass auch auf der anderen Seite des Föderationsraumes die Zeit nicht still steht.“
Prawda: 
„Meinen Sie dass die Ressourcen die für den Baus diese Schiffes und die bevorstehende Mission überhaupt gerechtfertigt sind?“
Cmdr. Solowyov:
„Ja.“ Cmdr. Solowyov lehnt sich zurück, trinkt von seinem Tee und setzt ein Lächeln auf, dass man wohl als feinsinnig bezeichnen muss.
„Nun, wenn Sie eine ausführlichere Antwort möchte: Wenn man die Geschichte der Sternenflotte und die innerhalb der verschiedenen Epochen eingesetzten Schiffstypen einsetzt, kann man mehr oder minder ein Wellenmuster feststellen. Zu Anfang, als die Sternenflotte nur wenige Schiffe besaß, die lange Zeit alleine operieren mussten, war es wichtig, vielseitige Multimissionsklassen im Einsatz zu haben, die sich auf eine Vielzahl von Gegebenheiten einstellen konnten. Mit zunehmender Zahl an Schiffe und den ersten Konflikten fand eine Spezialisierung der einzelnen Klassen auf bestimmte Missionstypen statt. Diese starke Spezialisierung fand zum Beispiel in den ersten Konflikten mit dem Klingonischen Reich einen Höhepunkt und schlug dann wieder um. Dieses Muster kann man in der Geschichte immer wieder wechselnd beobachten. Derzeit sind wir wieder an einem Punkt, da eine starke Spezialisierung vieler Schiffe geboten scheint. Dies bedeutet aber nicht, dass es keine Verwendung für Schiffstypen gibt, die lange Zeit autark operieren und viele verschiedene Aufgaben ohne Neukonfiguration erfüllen können. Die Sovereign-Klasse steht in guter Tradition zu den Schiffen der Ambassador, Galaxy sowie der Advanced Galaxy Klasse, welche in der Vergangenheit allesamt erfolgreich waren. Natürlich gibt es Klassen, die besser für einen Einsatz an der Front oder für diplomatische Missionen oder für wissenschaftliche Erkundungen geeignet sind. Allerdings eben nur für ihr jeweiliges Missionsprofil. Die Tatsache, dass das Flottenoberkommando mit einem Schiff der Sovereign-Klasse nur ein Schiff entsenden kann, anstatt drei, wiegt den – auch jüngst in der Prawda zitierten und hinterfragten – Ressourcenverbrauch mehr als auf.“
Prawda:
Und dennoch wird es die Galathea das letzte Schiff dieser Baureihe sein. Die Ära der Souvereign-Klasse findet ein Ende so wie unser Interview. Wie zu Anfang erwähnt müssen wir das Gespräch leider kurz halten auch wenn ich mir sicher bin das unsere Leser noch sehr viele Fragen hätten. Fragen die man gern als Kommentar auf unserer Intercom-Seite stellen kann. 
Vielen Dank noch einmal an sie, Commander Solowyov, für ihre Bereitschaft sich unsere Fragen zu stellen und natürlich auch zu beantworten. Ich muss gestehen ich hatte lange nicht mehr so einen angenehmen Interview-Partner.
Wir und sicher auch die Leser, danken Ihnen für ihre Zeit und ich weiß nicht ob es die richtige Wortwahl in ihrem Genre ist, aber die Redaktion und sicher auch unsere Leser wünschen Ihnen und ihren Leuten eine gute Reise und viel Erfolg.
Ich persönlich hoffe ja, dass Sie nicht zu viele Ressourcen verbrauchen auf ihrer Reise. Damit verabschiedet sich Kadifa Kolumni und Team.“
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