USS Odyssey: Interview mit Fähnrich Paul Reinert

„Aufnahme Start.
Erstes Interview mit Fähnrich Paul Reinert, Kommunikationsoffizier der USS Odyssee, für die neue Reihe ‚Helden jenseits des Rampenlichts‘ der Federation Prawda. Ich bin Lisa Montag.“

„Und ich bin Paul. Die ganze Woche über.“

„Wir haben noch nicht angefangen, Fähnrich.“

„Verzeihung.“

„Kein Problem. Fähnrich Reinert, zuerst einmal möchte ich mich bei Ihnen bedanken, das sie sich die Zeit genommen haben mit mir zu sprechen. Ich kann mir vorstellen, das Sie ziemlich viel zu tun haben.“

„Eigentlich.. ja, sehr viel. Aber wenn man mich so lieb fragt wie Sie…“

„Danke. Wie wäre es, wenn wir damit beginnen, das sie erst mal etwas über sich erzählen?“

„Über mich? Was denn?“

„Einfach was Ihnen so einfällt. Wenn es nicht passt kann ich es später immer noch raus schneiden.“

„Hm. Ja gut. Also ich bin Paul. Paul Reinert. Eigentlich Paul Albert Reinert, aber den zweiten Vornamen habe ich nie so gemocht. Ich meine ‚Paul albert‘, das klingt doch nicht seriös.“

„Und Sie sehen sich als eine seriöse Person?“

„Auf jeden Fall. Also zumindest im Dienst. Privat bin ich schon jemand, der gerne mal albert, aber im Dienst bin ich ein Paul.“

„Und das heißt? Also ein ‚Paul‘ zu sein?

„Das man sich auf mich verlassen kann. Das ich zuverlässig bin und professionell. ‚Paul‘ ist nicht nur ein Name, es ist ein Versprechen. Wissen Sie wer Paul Krake war?“

„Nein.“

„Ein Fußballexperte. Zu seiner Zeit war er weltberühmt für seine Spielprognosen. Oder Paul Ahner. Er braute eines der besten Weißbiere des 20. Jahrhunderts.“

„Und diese Qualitätstradition führen Sie nun fort. Da haben Sie sich aber einiges Vorgenommen. Ich meine, das muss doch eine enorme Verantwortung sein?“

„Ist es. Aber ich habe auch die nötigen Fähigkeiten dafür. Zum Beispiel ein ausgesprochen gutes Gespür für Sarkasmus.“

„Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten. Aber es stimmt doch, das Sie hier einen verantwortungsvollen Posten haben, oder etwa nicht?“

„Ehrlich gesagt, der Posten des Komi..nikationsoffiziers wird gerne unterschätzt. Die Leute denken, das wie den ganzen Tag lang nichts anderes machen als Knöpfe zu drücken und Leute miteinander zu verbinden. Aber da gehört wesentlich mehr zu.“

„Zum Beispiel?“

„Öh, naja, man muss sich halt mit der ganzen Hardware auskennen. Kommunikationsprotokolle kennen und so. Sprachen zu kennen ist auch hilfreich. Ich hatte Kommilitonen auf der Akademie die 3, 4 oder noch mehr Sprachen sprachen.“

„Und Sie? Wie viele Sprachen können Sie?“

„Ach, Ich will hier nicht angeben. Erstkontaktprotokolle, die sind auch wichtig. Viele Leute glauben, das es die Kapitäne oder Diplomaten sind, die den ersten Kontakt mit fremden Spezies aufnehmen, aber ehe die miteinander sprechen geht alles über meine Konsole.“

„Das klingt spannend. Wieviele Erstkontakte hatten Sie schon?“

„Einen – den nächsten mitgerechnet. Aber ich stehe auch noch ganz am Anfang meiner Karriere.“

„Die Odyssee ist ihr erstes Schiff, richtig?“

„Jein. Bevor sie die Odyssee wurde ward sie Galavant genannt. Mein ursprünglicher Versetzungsbefehl war für die Galavant. Also ist das hier streng genommen schon mein zweites Schiff.“

„Aber es ist doch das gleiche Schiff?“

„Was ist schon gleich? Kennen Sie das Gedankenspiel um das Schiff des Protheus?

„Sie meinen sicherlich das Schiff des Perseus.“

„Genau das meine ich: zwei Namen, zwei Schiffe. Das wir das Gleiche meinen ist total egal.“

„Wie Sie meinen. Sagen Sie, haben Sie sich die Odyssee -oder von mir aus die Galavant- gezielt ausgesucht? Wenn ja, warum? Oder wurden Sie von der Sternenflotte zugeteilt?“

„Ausgesucht? Nein, das kann man nicht sagen. Offen gesagt wusste ich nicht mal das das Schiff existiert bis ich den Marschbefehl bekommen habe.“

„Dann wären Sie lieber woanders gelandet?“

„Nein. Ich bin glücklich hier. Ich habe Freunde gefunden, Anschluss, Spielkameraden für meinen Hund.. und das Beste ist das meine Tante auch hier ist.“

„Sie meinen Kommander Renard?“

„Jupp. Sie stammt aus eine Reinert-Nebenlinie.“

„So wie Sie das sagen klingt das fast ein wenig bedauernd? Für Sie? Oder für Sie?“

„Um das zu erklären müsste ich etwas weiter ausholen und Ihnen unsere Familiengeschichte erzählen, ich glaube, das würde den Rahmen hier sprengen. Aber wenn Sie möchten können Sie heute Abend bei mir vorbei kommen, dann kann ich es Ihnen bei einem Glas Rotwein ausführlich näher bringen.“

„Ich fürchte, da muss ich passen. Ich muss noch weitere Interviews führen.“

„Klar, verstehe ich. Arbeit.“

„Genau.“

„Tja.. Haben Sie sonst noch irgendwelche Fragen an mich?“

„Nur noch eine… als ich mich auf dem Schiff über Sie erkundigt habe, da viel mehrfach der Begriff ‚Sanitäroffizier‘. Was hat es damit auf sich?“

„Ach das, das war gar nichts. Ich hab… eine der Toiletten auf dem Schiff demo..ntiert. Und repariert. Und wieder zusammengesetzt. Eigentlich wäre das die Aufgabe des Chefingenieurs, aber der hat immer so viel um die Antennen, da habe ich ihm angeboten, das für ihn zu machen. Reinert aus Freundlichkeit.“

„Lernt man sowas bei der Ausbildung zum COMM?“

„Nein, ich hatte keine Ahnung davon was ich da tue! Offen gesagt war ich selbst von dem Ergebnis überrascht. Aber genau das ist es doch, was uns von der Sternenflotte ausmacht: auch mal Risiken eingehen und etwas Neues ausprobieren. Initiative zeigen, voran eilen. Alle Anderen sind Sternenlahme.“

„Böse Zungen behaupten, Sie selbst hätten die Toilette funktionsunfähig gemacht…“

„Wie ich schon sagte: Manchmal muss man Risiken eingehen. Selbst wenn das bedeutet anschließend bis zum Hals in der Schiete zu stecken – es gibt Dinge, die es wert sind.“

„Zum Beispiel?“

„Freunde.“

„Fähnrich Reinert, ich danke Ihnen für dieses Gespräch.“

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