USS Galathea: Interview mit Eroika Selene

Auf zur USS Galathea auf der es einige Dinge gibt die es auf anderen Schiffen nicht gibt. Neuerdings unerhält der Kommunikationsoffizier die Crew neben allerlei nützlichen Informationen über Holodeckreperaturen oder Klatsch und Tratsch auch noch musikalisch mit einer Radiosendung.
Ich musste erst einmal in den Archiven wühlen um herauszufinden was genau ein Radio ist, offenbar eine Funkübertragung von Musik. Nun damit hat er den Titel immerhin richtig gewählt.

Über Musik lässt sich streiten daher werde ich am Ende des Artikels die einzelnen Musikstücke noch einmal extra aufführen so das sich jeder eine eigene Meinung bilden kann. Was für mich und hoffentlich auch für meine Leser sehr interessant war, das war das Interview mit der Austauschoffizierin der Kikonen.
Eroika Selene.

Ich erspare mir den kompletten Titel und lasse sie nun an einer Niederschrift des besagten Interviews teilhaben.
Stellweise wurde der Text gekürzt bzw. überarbeitet da dort Musik Einspieler enthalten waren. 

Intro:
Wir sind beim Thema Einsamkeit im Weltraum und mein Gast heute ist dafür vielleicht die perfekte Ansprechstelle. Sie ist nämlich vielleicht nochmals etwas einzigartiger als alle anderen an Bord. Sie ist die einzige Kikonin hier, sie hat nicht die Ausbildung an der Sternenflotte genossen und auch der Förderationsstandard als Sprache ist ihr nicht in die Wiege gelegt worden. Sie ist hier als Austauschoffizierin, um unsere Welt einmal kennen zu lernen. Und ich hoffe, ihr ein paar Impressionen dieser besonderen Reise entlocken zu können. Ich freue mich auf Anthipopliarchix Menodora Nikitidis Selene atto Loutra.“

„Guten Tag“

„ Ich hoffe, ich darf für die Zeit des Interviews Eroika Selene sagen?“

„Gern. Danke“

„Nun, wie „einsam“ ist das Leben alleine unter einem Fremden Volk? Wie schlimm ist das Heimweh?

„Heimweh ist schlimm. Wir Kikonen sind nicht gern fern von Zuhause. Weshalb sollten wir das auch wollen. Nirgendwo ist es so schön auf Thyene. Unsere Welt    ist freundlich, warm, hell und sauber. Sicherlich trifft das auch auf viele andere Welten in dieser Galaxis zu, aber für uns Kikonen ist Thyene eben unsere Heimatwelt. Und das bedeutet, dass fast alle Kikonen, die nicht zuhause sind, unglücklich sind.“

„Was tust du normalerweise, um gegen Heimweh anzugehen?

„Leider habe ich keine Verbindung nach Hause. Aber vielleicht ist das auch gut so. Möglicherweise würde es das Heimweh nur verstärken. Aber ich habe auch großes Glück erfahren. Zum einen hat mich meine Atrexa persönlich ausgezeichnet, indem sie mich einerseits mit dieser Aufgabe beauftragt hat, zum Anderen hat sie mir den Ehrentitel ‚Eroika‘ verliehen. Ich finde aber auch Kraft und Zuversicht im Glauben. Meine Agia Mitera, meine Hohepriesterin, hat mir einen Schrein geschenkt, so dass ich auch hier in der Fremde immer noch zu Alatheia, meiner Göttin beten kann.“

„Zur Erklärung, Atrexa ist bei den Kikonen ein hohes Amt, wohl vergleichbar mit einer Kaiserin. Eine hohe Ehre also. Gegen das Heimweh hilft also Religion. Doch was ist mit der neuen Welt vor dir? Hast du außerhalb des Dienstes schon viele Kontakte knüpfen können? In der Nähe welcher Personen fühlst du dich wohl?“

Auf der Reise hierher habe ich schon Midge, also Ensign Mitchell Sinclair, kennen gelernt. Aber auch Lieutenant Winterbottom oder gar unsere Ko… unser kommandierender Offizier, Commander Solowyov sind sehr freundlich zu mir.“

      „Gibt es etwas aus deiner Heimat, was du richtig vermisst? Oder etwas, von dem du dich im Nachhinein geärgert hast, dass du es nicht auf deine Reise mitgenommen hast?“

„Eines? Ich vermisse so viele Dinge. Sauerstoffgesättigte Atemluft. Etwas höhere Gravitation. Höhere Temperaturen. Heimatliche Klänge in der Sprache. Aber an all das kann man sich gewöhnen, auch wenn das mit der Atemluft schwierig ist. Ich werde immer sehr schnell müde und kann mich auch nicht so gut konzentrieren. Aber es geht. Ich glaube, das schwierigste ist für mich die Gesellschaft. Zuhause haben wir eine, wie ich finde, sehr vernünftige und gut funktionierende Gesellschaft. Und hier ist alles – wohlgemerkt für mich – auf den Kopf gestellt. Das ist immer noch sehr verwirrend für mich. Aber wirklich vermissen, also in der Form, dass ich es vergessen habe mitzunehmen, tue ich nichts. Oder doch, ja. Ich habe zuhause einige Spiele, die ich gern spiele. Die habe ich tatsächlich vergessen. Aber ich denke, dass ich die vielleicht aus dem Gedächtnis heraus nachbilden könnte.“

„Da dürften sich bestimmt Freiwillige für finden lassen. Du wirst hier an Bord inzwischen sehr viele unterschiedliche Spezies kennen gelernt haben und viele haben ihre eigenen Kultureinflüsse mitgebracht. Welche sind dir da besonders in Erinnerung geblieben?“

„Ganz besonders ist mir die Kultur unserer leitenden wissenschaftlichen Offizierin, Lieutenant Mukherjee aufgefallen. Sicherlich aufgrund dieses Kulturabends. Das war schon sehr beeindruckend.“

 …

„Da sind wir wieder und mit mir immer noch Eroika Selene. Wir hatten es eben über fremde Kulturen. Gab es dahingehend etwas, was dir völlig unverständlich war? Oder eine Eigenart einer anderen Kultur, die dich inspirierte und zu begeistern wusste?“

„Sehr verwirrend ist für mich ein durchgängiges Problem mit dem Selbst, also dem eigenen Körper, welches in der ganzen Föderation zu herrschen scheint. Schau, wir Kikonen sind Kinder der Götter und wir glauben ganz fest daran, dass die Götter uns so erschaffen haben, wie sie uns haben wollten. Unser Körper ist der Tempel unserer Seele. Also sollten wir ihn lieben und ihn auch so schön erhalten wie es geht. Sicherlich hat jede Kikonin irgendwelche kleinen oder größeren Makel, aber die kann man ja heilen. Oder mit etwas Kosmetik kaschieren. Das tuen ja auch die Männer und Frauen hier an Bord. Aber dennoch zeigen alle eine für mich völlig unverständliche Scheu, sich zu zeigen. Wir Kikonen sind stolz auf unser Aussehen und erfreuen uns daran. Die Föderierten sind es sicherlich auch. Aber… naja. Ich hatte es ja schon erwähnt. Ich glaube, ich werde das nie begreifen.“

„Ich könnte mir vorstellen, dass allein das die Kikonische Kultur sehr interessant macht. Aber erzähl doch mal, für viele ist Thassos IV vermutlich völlig unbekannt. Wie ist das Leben dort?“

„Was soll ich sagen? Schön? Einfach? Unkompliziert? Es ist meine Heimat. Ich fühle mich dort wohl. Nicht nur, weil die Umweltbedingungen perfekt für mich abgestimmt sind, sondern auch, weil die Gesellschaft so funktioniert, wie ich es gewohnt bin und liebe.
Wir haben uns sehr viel von dem bewahrt, was wir unser Erbe nennen. Es gibt viel Modernes bei uns. Technologie, die in der Föderation so noch nicht existiert. Aber wir haben auch sehr viel von alten Bräuchen und Traditionen behalten. Angefangen von der Art wie wir wohnen, leben, wie wir zum Beispiel einkaufen oder essen bis hin zur Religion und unseren Adelstiteln. Wir wollen es so, mögen es so und kommen sehr gut zurecht so.“

„Aha? Was sind Eigenarten deiner Kultur, von denen du glaubst, dass die meisten hier es völlig verblüffen würde?“

Das ist wahrscheinlich der Punkt, der mich hier ebenfalls verblüfft: Die Rollenverteilung zwischen Mann und Frau.

„Jetzt bin ich gespannt, das ist zumindest ein Thema, von dem ich weiß, dass viele Kulturen in den letzten Jahrzehnten sehr gezielt dran gearbeitet haben. Allein innerhalb der Förderation ist da in den letzten 100 Jahren viel passiert. Was ist an eurem Rollenbild so verblüffend anders?“

„Nun, wir haben gezielt NICHT daran gearbeitet. Unser Rollenbild entspricht unserer Natur und keinem künstlich herbeigeführten System. Ich habe mich während meiner Reise hierher ein wenig mit dem gesellschaftlichen System innerhalb der Föderation beschäftigt. Das musste ich ja zwangsläufig. Dabei ist mir aufgefallen, dass das System vor allem auf die Befriedigung der individuellen Bedürfnisse ausgelegt ist. Bei uns dagegen geht es mehr nach dem Prinzip ‚Gemeinnutz geht vor Eigennutz‘ oder ‚Frage nicht, was das Reich für Dich tun kann, sondern was Du für das Reich tun kannst‘. Das kann bedeuten, dass unser traditionelles Rollenbild für die Föderation vielleicht antiquiert oder gar einschränkend wirken mag. Aber dafür entspricht es unserer tatsächlichen Natur und keinem von irgendwelchen Soziologen oder gar von der Industrie geprägtem Kunstgebilde.

„In deiner Zeit als Austauschoffizierin hast du ja nun nicht nur das Leben auf der Galathea miterlebt, du hast auch einige Zeit auf der Hephaistos und auf DS9 verbracht. Alles sehr gegensätzliche Orte. Auf der einen Seite das Kampfschiff, dann der Stillstand einer Raumstation und nun die Reise in unerforschte Winkel des Universums. Wie hast du die Unterschiede dieser Stationen wahrgenommen?“ 

„Am stärksten war der Unterschied natürlich zwischen der Mekong, dem Runabout mit sehr wenig Platz an Bord. Und auf der anderen Seite die Station. Da war alles groß. Chaotisch und ungeordnet. Und die Leute waren durchweg… schrecklich. Ungehobelt. Grob. Hier ist es… deutlich besser.“

„Freut mich zu hören. “

„Und da sind wir wieder im dritten Teil unseres Interviews. Wir hatten es von Unterschieden und Impulsen neuer Kulturen. Was hat dich bisher von all diesen Stationen, die du bisher kennen lernen durftest am meisten erfüllt?“

„Erfüllt? Nichts. Hier an Bord vielleicht. Der Kulturabend vielleicht. Und… aber darüber möchte ich nicht sprechen.“

„Einige Sachen der kikonischen Tradition hast du ja dennoch an Bord gebracht, vor allem in Sachen Kleidungsstücke. Ich habe ein wenig recherchiert, sie haben so spannende Namen wie Perilaimo, Vrachioli, Kilota oder Ipposkevi. In manchen Kulturen nennt man solche Kleidungsstücke auch gerne einen Hauch von nichts. Ist dir schon aufgefallen, dass dir gerade die Herren an Bord vermutlich öfter begeistert hinterher schauen? Wie gehst du damit um?“

„Ich betrachte das als das, was es sicherlich auch faktisch ist. Diese Leute sehen mich gern an. Darüber freue ich mich. Allerdings gehen die hiesigen Männer doch recht anders mit meinem Anblick um als die kikonischen Männer. Sie berühren mich einfach! Auf der Station musste ich mich mehr als einmal wehren. Da war es gut, dass ich ausgezeichnet im Nahkampf ausgebildet bin.
Auch das ist ein Ergebnis kultureller Unterschiede. Das verstehe ich. Und mir ist auch klar, dass ich mich der hiesigen Kultur anpassen muss. So lerne ich beispielsweise die in der Föderation zu sprechende Sprache. Aber meine Kleidung ist Teil meiner Kultur. Und auch Ausdruck meines Standes. Hierin werde ich mich ganz gewiss nicht anpassen und dieses wurde mir auch offiziell zugebilligt.“

„Ich bin mehr als sicher, dass du für diese Entscheidung an Bord sehr viele Unterstützer hast. Nicht nur durch die Kleidung bringst du natürlich nicht nur Kultur, sondern auch Ausstrahlung mit aufs Schiff. Nun ist der trainierte Körper auf Thassos IV ja nun ein hohes Gut. Was tust du, um diese Ausstrahlung und Eleganz möglich zu machen? Willst du den Damen an Bord ein paar Geheimnisse verraten?“

„Vor allem Sport und Training. Wie ich schon sagte: Der eigene Körper ist der Tempel der eigenen Seele. Und diesen Tempel sollte man sauber und gepflegt halten. Ich versuche nur das zu essen, was mir auch bekommt. Gifte bekommen mir ganz gewiss nicht. Allerdings gebe ich zu, dass ich mein persönliches Training bislang ein wenig vernachlässigt habe.“

„Ich hörte, du bist eine Expertin für Hologramm-Romane. Können wir darüber etwas mehr erfahren?“

„Oh, wir Kikonen erfreuen uns ebenso wie ihr Föderierten an Geschichten, die in dem VR-Raum gespielt werden können. In unseren Streitkräften trainieren wir unsere Kriegerinnen auch so. Da ich Ausbilderin bin… oder war, habe ich einige Trainingsszenarien erstellt. Und da mir das Spaß macht, habe ich auch für mich und meine Freundinnen die eine oder andere Geschichte geschrieben. Das ist aber nur ein Hobby. Und leider sind unsere VR-Umgebungen nicht kompatibel. Oh, leider auch unsere Nahrungsmittelreplikatoren, wie es hier heißt. Das ist schade. Ich hatte einige Speisen mitgebracht, aber die werde ich so leicht nicht replizieren können.“

„Ich schlage vor, wegen der Kompatibilität der Hologrammkammern sprichst du mal mit Sara Al Sadat. Ich bin sicher, da bekommen wir was gedeichselt. Und weil das hier immer noch eine Musiksendung ist – wie ist das auf Thassos IV mit Musik? Hast du uns vielleicht etwas mitgebracht?

„Ich mag Musik. Ich habe auch früher gern im Tempel getanzt. Aber diese Musik ist doch ziemlich anders. Und ja, ich habe etwas mitgebracht. Für meine Speichersticks gibt es auch ein Interface. Etwas, äh, improvisiert, aber es funktioniert.“

„Na, dann wollen wir das doch mal spielen. Dann zum Abschluss, willst du vielleicht noch ein paar grüße oder warme Worte an die Crew ausrichten?“

„Ja, danke. Ich möchte mich wirklich für die Aufnahme hier an Bord bedanken. Ich fürchte, umgekehrt würde das nicht so gut gehen. Ich möchte mein Volk nicht degradieren. Wir haben sogar für die Besatzung der Hephaistos eine ganze Urlaubsinsel geräumt, aber meine Leute sind doch sehr fremdenscheu und wir bleiben normalerweise sehr unter uns. Daher bin ich wirklich sehr angetan von dem herzlichen Willkommen, das ich an Bord der Galathea erfahren habe. Danke dafür!“

„Und ich danke für die Zeit, die du dir genommen hast, um bei diesem Interview dabei zu sein. In dem Sinne vielen Dank an Eroika Selene für diesen interessanten Einblick. Hier also dein Stück musikalische Heimat aus Thassos. Der Musiker nennt sich Nikos Vertis und sein Stück „Thelo na me nioseis“. (https://www.youtube.com/watch?v=-5pDGH9ktNo )

 

Musikalische Auflistung:

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About Corina Ovid

Corina Ovid ist das unbestechliche Auge der Federation Prawda auf der USS Galathea. Pointiert und scharf beobachtend, berichtet Corina nicht nur von den Missionen der Sovereign Klasse sondern auch vom Leben an Bord.