Römisches Leben auf der USS Galathea?

In der Sternenflotte gibt es eine alte Redensart. „Ein gutes Schiff hat Charakter“. Es gibt viele Dinge, die Charakter ausmachen können. Manchmal aus technischen Gründen wie bei der USS Bialstok, deren steten und fast zuverlässig auftretenden technische Defekte den Spitznamen „USS Schrotthaufen“ einhandelte, die aber eben doch immer am Ziel ankam und sich seine Defekte für Momente aufhob, die zeitlich irgendwie gerade gut rein passten. Oder in prominenteren Fällen wie zum Beispiel bei der USS Enterprise, die unabhängig ihres Baumodells immer wieder weltverändernde Abenteuer erlebte, und damit zu einer Ikone unter den Flottenschiffen wurde. In der Regel hängt der Charakter eines Schiffes dabei mit der entsprechenden Crew zusammen. Und so ist jeder Blick auf ein neu vom Stapel laufendes Schiff immer auch mit einer gewissen Neugier verbunden. Wie wird sich der Charakter dieses Schiffes entwickeln? Wird es sich entwickeln? Und wird es einen Charakter, den man stolz nach außen tragen kann?

Eins der Schiffe, auf der nun die Augen all derjenigen  liegen, die sich auf die Charaktersuche unter Sternenflottenmannschaften machen, ist die USS Galathea. Und angeblich unkt der ein oder andere unter Ihnen bereits, dass sich das Schiff auch sehr glaubhaft „USS Caligula“ hätte nennen können. Geht es auf diesem Schiff wirklich zu wie im alten römischen Senat der Vorzeit? Ist der Tagesablauf geprägt von Intrigen, Sex und Vetternwirtschaft? Werfen wir einen Blick darauf.

Was die Zusammensetzung dieses interstellaren Senats betrifft, muss man sich schon ein wenig in die Welt der Allegorien begeben. Ja, es stimmt, dass die Zusammensetzung der Führungscrew ein wenig so wirkt, als hätte man bei der Verteilung der wichtigsten Posten eher das „römische, bzw. italienische Prinzip“ gewählt. Hier ein Verwandter, da eine Exfrau, immer wieder ein guter Freund des Captains… Aber deswegen das Schiff mit dem römischer Senat zu vergleichen, da sollte man die Kirche doch im Dorf lassen. Besagter Calligula hat immerhin mit Incitatus ein Pferd zum Senator ernannt. Die aktive Crew macht doch bisher noch den Eindruck, als würden sie ihre Pflichten etwas besser erfüllen können als dieses Mitglied der grünen Zirkuspartei. Hier kann dieser Ausspruch also nicht her kommen. Doch was dann? Geht es auf der Galathea also eher römisch dekadent zu?

So richtig beantworten lässt sich das nicht, da die aktuelle Crew sehr bemüht scheint, ihre Affären geheim zu halten. Doch dass an Bord etwas vor sich geht, lässt sich nicht verhehlen. Gewalt und Erotik scheinen ein steter Begleiter dieses jungen Schiffes zu sein. Bestes Beispiel ist da wohl das traurige Schicksal zweier Crewmitglieder, die einfach nur einen romantischen Abend im Holodeck verbringen wollten, dann aber wegen ihrer Motivwahl – Paris, Eifelturm 1898 – vom ersten Offizier Lt. Cmdr. Ewa Zima persönlich noch während des laufenden Programmes unter der Androhung, in die Luftschleuse geworfen zu werden aus dem Raum entfernt wurden. Offensichtlich sei es der Besatzung nur erlaubt, gewaltverherrlichende Programme abzurufen, Romantikprogramme stellen eher ein Ärgernis dar.

Es wundert dahingehend nicht, dass auch das Gerücht, dieser erste Offizier hätte eine vier Meter große, menschenfressende Kampfechse und würde diese unkontrolliert durch die Gänge laufen lassen, sich nicht vollständig ins Reich der Legenden verweisen lässt. Doch so ganz scheint Lt. Cmdr. Zima den erotischen Vorzügen römischer Machtverhältnisse auch nicht abgetan zu sein. Nicht nur, dass Wissenschaftsoffizier Yael Hadar sich bei einem Händler rote Spitzenhöschen erstand und danach in der Nähe des Quartiers des ersten Offiziers zu sehen war, auch der Chefingenieur, Lt.Jg. Sergej Medvedev soll noch am gleichen Abend entsprechendes Quartier besucht haben und erst in den frühen Morgenstunden, leicht wankend verlassen haben. Laut geheimer Quellen soll das Zimmer der Offizierin dabei sehr amorös gestaltet gewesen sein. Winkt da eine Beförderung?

Zumindest scheinen Beförderungen und Erotik auf dem Schiff nah beieinander zu liegen. So wurden erst jüngst Lt. Jg. Mukherjee und Ens. Aru für einige Tätigkeiten gelobt und offensichtlich gleich mit einigen Boni ausgestattet. Die Risanerin durfte sich der Versetzung ihres alten Tantralehrers auf die Galathea erfreuen und der Trill wurde danach in einer frivolen Liaison mit gleich allen Vier der attraktiven „Al-Sadat“-Schwestern Fariba, Sara, Tamira und Shani im Schwimmbad gesehen. Was den Trill nicht daran hindert, auch eine enge Beziehung zu Ensign Trarkash Sicherheitsoffizier zu führen. Gerüchten zufolge sollen die beiden sogar schon verheiratet sein und lässt dem Kzinti seitdem als Liebesbeweis pinke Schleifchen ins Fell flechten. Ensign Sicherheitsoffizier hingegen verbringt wiederum auffällig viel private Zeit mit Councelor Winterbottom. Hat der Sicherheitsoffizier etwa psychische Probleme? Oder steckt auch hier mehr dahinter?

Irgendwie passt es da ins Bild, dass auf der Galathea sogar eine Kikonische Verbindungsoffizierin stationiert wurde. Mit ihrer fast durchscheinenden und reizenden Gastuniform erfreut sie viele männliche Offiziere mit ihrer Präsenz, vor allem Ensign Sinclair scheint geradezu wie ein Satellit mit Vorliebe um sie herum zu schwänzeln, folgte er ihr doch schon auf Schritt und Tritt auf dem Weg zur Galathea. Dass Gerücht, dass Menodora Kikitidis Selene ihren Rang als Anti-popo-liarchix bezeichnet und sich aus Kulturgründen als „Erotika Selene“ anreden lassen will ist aber auf vokabulare Ungenauigkeit einer fremden Sprache zu schieben. Sprich, das entspricht genau so wenig der Wahrheit wie die erotischen Verbalhornungen all ihrer anderen Namen, so nahe sie auch an Begriffen aus der Sexualkunde liegen mögen.

Und so kann man hier wie generell sagen, dass die Unterstellungen über das Geschehen auf der USS Galathea meist eher auf Bösartigkeit beruhen und die Crew bisher nicht dein Eindruck macht, als würde sie der Bezeichnung USS Caligula gerecht werden. Ja, manche Dinge mögen bei gehässig kritischem Blick sehr spätrömisch wirken, aber wie auch schon zu Caligulas Zeiten, so auch heute ist vieles, was wie die Wahrheit wirkt am Ende doch nur propagandistisch und eigentlich alles ganz harmlos. So wird es mit Sicherheit auch auf der Galathea sein und man muss sich um den Charakter des Schiffes vermutlich keine Sorgen machen.

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About Corina Ovid

Corina Ovid ist das unbestechliche Auge der Federation Prawda auf der USS Galathea. Pointiert und scharf beobachtend, berichtet Corina nicht nur von den Missionen der Sovereign Klasse sondern auch vom Leben an Bord.